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Microsoft beendet das Projekt "Deutsche Cloud"

Microsoft gab bekannt, dass die speziell auf hohe Datenschutzrichtlinien (DSGVO) ausgelegte "Microsoft Cloud Deutschland" ab 2019 nicht mehr angeboten wird.

Es hat sich seit kurzem schon abgezeichnet, nun ist es offiziell: Das Angebot einer deutschen Treuhänder-Cloud von Microsoft wurde zum Auslaufmodell erklärt. "Die Anforderungen der Kunden haben sich in den vergangenen drei Jahren dramatisch geändert", sagte Microsoft-Manager Markus Nitschke gestern der dpa. "Die Kunden wollen die volle Funktionalität - vielleicht nicht gleich am ersten Tag."

Ein isolierter Cloud-Dienst sei deshalb für viele schließlich doch nicht praktikabel gewesen - wie viele Kunden diesen Dienst aktuell nutzen, nannte Microsoft nicht. Das Treuhänder-Angebot in Kooperation mit der Deutschen Telekom stellt Microsoft deshalb komplett ein, wie das Unternehmen auch in einem Blogeintrag mitteilte. Über zwei weitere Rechenzentren in Frankfurt und Berlin sollen die Cloud-Angebote künftig an das internationale Netzwerk angeschlossen sein und den vollen Funktionsumfang bieten. Die Daten verbleiben auch dort in Deutschland.

Ende 2015 hatte Microsoft vor allem als Reaktion auf die NSA-Affäre den Service einer "deutsche Cloud" aufgebaut. Dabei fungiert die Deutsche Telekom als Treuhänder, so dass Microsoft selbst in der Regel keinerlei Zugriff auf die Daten der Kunden hat. Das Unternehmen hätte daher auch bei Forderungen amerikanischer Behörden somit keine Daten aushändigen können.

Microsoft hatte in einem viel beachteten Verfahren versucht, der US-Regierung den Zugang zu in Irland gespeicherten E-Mails zu verweigern - der Fall landete vor dem Obersten Gerichtshof der USA, der den Fall aber zu den Akten legte, denn die Richter verwiesen darauf, dass es aus ihrer Sicht mit dem neuen "Cloud Act" keinen Konflikt mehr gibt.

Das Ende März in Kraft getretene Gesetz sieht vor, dass amerikanische Online-Firmen US-Ermittlungsbehörden grundsätzlich Zugang zu Daten eigener Bürger gewähren müssen, auch wenn sie außerhalb der USA gespeichert sind. Zugleich können sich die Firmen dagegen wehren, wenn es um Bürger anderer Länder geht oder dadurch Gesetze anderer Staaten verletzt würden. "Diese Verpflichtung trifft für uns weiter zu", sagte Nitschke. "Wir geben keine Daten unserer Kunden heraus."

Das Angebot einer deutschen Cloud sei zunächst attraktiv gewesen, viele Kunden hätten dann aber wegen der Beschränkungen mehr Interesse an einer allgemeinen, internationalen Cloud gehabt, sagte Nitschke. Den vertraglichen Verpflichtungen der Bestandskunden werde Microsoft jedoch weiter nachkommen.

Für viele Kunden ist der Dienst "Azure" von Microsoft (ebenfalls in einer DSGVO-konformen deutschen Variante erhältlich) eine gute Alternative: Azure sei zudem wesentlich umfangreicher als die parallel laufende Cloud für Deutschland. Neue Dienste und Anwendungen werden primär dafür entwickelt. Microsoft spart mit der Abschaffung des speziellen Produkts sicherlich auch Ressourcen, etwa wenn ein Azure-Dienst für die Microsoft Cloud Deutschland bereitgestellt werden musste.

Der Datentreuhänder Telekom will die sichere Cloud-Lösung für Bestandskunden in Deutschland weiter managen. "Vorausschauend auf die bevorstehenden Änderungen in der Microsoft-Strategie hat die Deutsche Telekom ein Service-Portfolio aufgebaut, das unseren Kunden die Möglichkeit gibt, auch weiterhin besonders sichere Cloud-Umgebungen zu nutzen", teilte die Deutsche Telekom in einer Presseveröffentlichung mit.

 

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